Leserbeitrag aus bma 08/03
Jeder fängt mal klein an, so auch ich im September 1996, mit stolzen 16 Jahren. Suzuki GN 125 war mein erster Flirt. Im nachhinein nicht der große Kracher, aber sehr zuverlässig.
Zwei Jahre später kam dann eine 34 PS Maschine ins Haus. Es sollte eine günstige Maschine sein, ich entschied mich für eine Kawasaki Z 550, Bj. 82, mit der ich mir die ersten Hörner abstoßen konnte. Noch einmal ein dickes Dankeschön an meinen Onkel Ulli und dessen Freunde, die mir beim Aufbau der Maschine geholfen haben.
Schon zu dieser Zeit liebäugelte ich mit dem Über-Bike XJR 1300 SP, was aber zu diesem Zeitpunkt nicht meinen finanziellen Möglichkeiten entsprach.
Aber wie das Leben so spielt: zwei Jahre gespart, Nächte lang Prospekte gewälzt und unzählige Probefahrten mit großen Naked-Bikes gemacht, aber keine war wie die XJR, polarisierende Optik in Anlehnung an das Design von Kenny Roberts aus dem Jahre 1997 und einen Motor wie ein Dampfhammer, der seinesgleichen sucht. Draufsetzen und sich wohlfühlen. Das war es einfach! Eine wahre Alleskönnerin. Fünfter Gang – 30er Zone. Ortsausgang – Hahn auf und seidenweich hochdrehen, bis sich ein breites Grinsen unter dem Helm einstellt, so dass die Ohren Besuch bekommen.
Vom Kauf bis zur ersten Inspektion verging nicht einmal eine Woche. Ich wollte einfach nicht mehr runter von meinem Eisenschwein. Es herrschte akute Suchtgefahr. Nicht nur das Feeling beim Fahren betreffend sondern auch bei der Veredelung des Bikes. An erster Stelle stand die Verbesserung der zu weichen Gabel. Abhilfe schufen die Federn aus dem Hause White Power. Auch die Erhöhung der Sicherheit war mir sehr wichtig, so baute ich Sturzpads von der Firma B&G, die sich noch bewähren sollten, an.
Da die Optik nicht auf der Strecke bleiben sollte, nach dem Motto: Auffallen um jeden Preis, kam ein super Bugspoiler dran, der wie ein Schneepflug aussieht. Dann wurde kurzerhand das Felgenbett poliert und der Stern in der Originalfarbe lackiert, sowie die Fußrastenanlage in einer sportlichen Variante ausgetauscht. Die eckigen Originalspiegel, die wie Fliegenklatschen aussehen, mussten den wunderschönen ovalen V-max-Spiegeln weichen. Im gleichen Atemzug wurde der Originallenker durch einen SB-Lenker ersetzt.
Es folgten diverse Polierarbeiten und der Sozius-Haltegriff wurde zur Gewichtsreduzierung gelocht.
Nun war meine Dicke von der optischen Seite her fürs erste Jahr schön genug und gut gerüstet. Fahrwerk und Optik waren in Einklang gebracht, aber was nützt das, wenn aus den beiden potent emporragenden Endtöpfen nur ein laues Lüftchen entweicht? Das schien mir für eine 1300er nicht würdig. Die Auslassöffnung vom Auspuff wurde auf einen 35 mm großen Durchmesser vergrößert. Das sorgt für guten und legalen Sound und die Dicke atmet besser durch.
Im darauffolgenden Jahr spendierte ich meiner Dicken einen „Krause-Leistungs-Kit”. Dieser beinhaltet einen größeren Luftfilter, neue Düsen- und Vergasernadeln, Ansaugstutzen und eine neue Zündungsplatte. Die Leistung stieg auf gut 133 PS und 126 Nm bei ca. 8500 U/min bzw. 6000 U/min. Positiver Nebeneffekt war, dass sich der Spritverbrauch bei sechs Litern auf 100 km einpendelte, wobei daraus auch schnell zehn Liter werden können, wenn man es so richtig krachen lässt.
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Für das flottere Landstraßenwetzen wurde die Originalbereifung Michelin Macadam in den Dimensionen 120/70 und 180/55 gegen Metzeler MEZ 4 in gleichen Dimensionen ausgetauscht. Das Fahrverhalten auf trockener und auch nasser Fahrbahn wurde erheblich verbessert. Dennoch sind dem sportlichen Treiben und dem Kurvenräubern Grenzen gesetzt. Schnell kratzen Hauptständer und Auspuff auf der Straße. Sie ist und bleibt eben eine Dicke. Bei Geschwindigkeiten ab ca. 160 km/h auf der Autobahn wird die Bauch- und Nackenmuskulatur enorm beansprucht. Aus diesem Grund ist ein entspanntes Cruisen auf der Landstraße bevorzugtes Terrain. Wer schön sein will muss leiden, eine Tourenscheibe würde Abhilfe schaffen, doch die bekommt die Dicke auf keinen Fall, Naked-Feeling halt.
Im Juli 2002 hatte die Dicke eine Schräglage bis zum Tank. Auf der A27 in einer Baustelle wurde meinem Kumpel und mir ein Auffahrunfall mehrerer PKWs zum Verhängnis. Zum Glück waren aber nur leichte Blechschäden zu verzeichnen. Meine bereits erwähnten Sturzpads haben meinen Motorblock vor schlimmerem bewahrt. Da ich mit 22 Jahren der „Benjamin” in der XJR-Fangemeinde bin, wurde mir viel Hilfe und Unterstützung zuteil. Ich fand es sehr beeindruckend, dass mir nach dem Unfall ein XJR´ler, den ich im Forum der XJR-Fangemeinde im Internet kennengelernt habe, kostenlos seine Blinker zukommen ließ. Auf diesem Wege noch einmal vielen Dank, auch an alle anderen, die mich unterstützt haben.
Für die Saison 2003 sind alle Schäden behoben und auch einige Neuerungen vorgenommen worden. So habe ich das vordere gerissene Schutzblech durch eines aus Carbon ersetzt. Zusätzlich kamen ein CNC-gefräster transparenter Zündungsdeckel, sowie ein gefräster Kurbelwellen-, Brems- und Kupplungsdeckel aus Alu hinzu. Zu guterletzt wurden farbige Tachoskalen mit eingebauter Funkuhr und eine Hinterradabdeckung in Carbon-Optik angebracht, die hoffentlich ihren Zweck erfüllt.
Die XJR1300 geht nun in die dritte Saison und hat mich in allen Belangen mehr als überzeugt.
Und mal ehrlich….wer steht nicht auf „Dicke Dinger”
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