aus bma 11/07
von Undine Westphal
Die motorradfahrende Menschheit teilt sich meines Erachtens in zwei Gruppen auf. Die erste Gruppe umfasst die Chopperfahrer, die zweite Gruppe die Chopperhasser. Warum das so ist, weiß keiner so genau. Ich gehöre auf jeden Fall zu denen, die sie lieben.
Meine erste Maschine war eine Honda CX 500, auch Güllepumpe genannt. Die nächste Maschine eine KLE (sehr gewöhnungsbedürftig), aber immerhin bei minus 5 Grad von Hamburg nach Sylt gefahren. Danach war es eine BMW GS 80, ab und zu durfte ich auch auf der K 100 fahren, und sogar auf einer Harley Fat Boy (absolut geiles Teil, leider viel zu groß).
Entweder waren die Maschinen zu groß und schwer, sie ließen sich zu schwer aufbocken, oder ich kam mit den Füßen kaum auf den Boden, vom Schieben ganz zu schweigen. Die Honda ließ sich sehr schwer starten oder eher gar nicht. Irgendwann, als ich es mal richtig eilig hatte, und die Maschine natürlich wieder nicht ansprang, hatte ich versucht, sie anzuschieben. Wie nicht anders zu erwarten, hat dieser Versuch fast im Graben geendet – die Maschine lag auf der Seite. Ich konnte sie nur wieder aufheben, weil ich tierisch wütend war. Also hatte ich mal das echte Bedürfnis nach einem Motorrad, das wirklich zu mir passt.
Die Virago ist das erste Motorrad auf dem ich mich pudelwohl fühle. Ich bin 1,74 m, das passt perfekt. Mein Mann mit seinen 1,84 m sieht allerdings absolut albern auf ihr aus (wer fährt schon gerne mit den Knien an den Ohren?), außerdem braucht er die Maschine nur anzusehen und bekommt Rückenschmerzen. Ist mir völlig schleierhaft. Ich habe noch nirgendwo so gut gesessen wie auf der Virago. Selbst Langstrecken z. b. 700 km Nonstop, wenn man mal vom Tanken absieht, sind auf ihr locker zu machen, ohne sich bleibende Haltungsschäden einzufangen. Der einzige Makel ist der zu kleine Tank. Ich habe schon ernsthaft überlegt einen Ersatzkanister mitzunehmen. Mehr als 180 km maximal sind mit einer Tankfüllung nicht drin. Es ist halt ein gemütliches Motorrad, zum Rasen ungeeignet. Allerdings hervorragend zum Kurven fahren (bei den Fußrasten ist Schluss). Selbst meine Töchter fahren lieber bei mir mit als auf Papas K 1100.
Seitdem die Mühle Packtaschen hat, ist auch das Transportieren von diversen Kleinigkeiten kein Problem mehr.
Ich bin ein Mensch, der ständig irgendwas von A nach B transportiert. Nach Frankfurt musste eine selbstgebastelte Schultüte mit, die natürlich heil angekommen ist. Und weil der Hund einer Tante in Schneverdingen so gerne Gießkannen frisst, mussten die halt auch mal mit hinten drauf.
Irgendwann war auch eine Frontscheibe fällig. Seitdem sitzt der Kopf auch wieder etwas fester. Sonst ruckelt es halt doch ein bisschen, vor allem, wenn man mit mehr als 140 Sachen auf der Autobahn unterwegs ist. Traumhaft ist die Tatsache, dass die Virago jedesmal auf Schlag anspringt, ohne betteln und beten oder drohen. Bei Hamburger Schietwetter fährt sie sich auch gut. Stabil und sicher ist der Gesamteindruck. Beim Bremsen am besten mit viel Gefühl arbeiten, sonst sind sie ein wenig giftig. Andernfalls erntet man eckige Reifen.
Der tiefe Schwerpunkt der Maschine ist ein Traum. Da wird das Schieben zur Leidenschaft, selbst rückwärts in fiese, enge Garagen. Durch den nicht vorhandenen Hauptständer entfällt das Aufbocken. Der Seitenständer ist lang, stabil und verlässlich. Immer äußerst lustig, wenn man die ganzen Joghurtbecher mit ihren Stummelständern im Sand versinken sieht. Bisher hat sich die Virago als relativ pannenfrei erwiesen. Im Harz hatte ich mir eine Schraube ins Hinterrad gefahren. Es war sicherlich die einzige Schraube, die dort zu finden war, und ich habe sie gefunden. Da wir gerade in einer Kurve bergauf fuhren und relativ wenig Geschwindigkeit drauf hatten, ist außer dem Voll-Platten hinten nichts weiter passiert. Fühlte sich fies an, war aber gut zu händeln. Mit mehr Geschwindigkeit und Gewicht hätten wir wohl alt ausgesehen.
Die zweite Panne war ein unten ausgehakter Kupplungszug. Auch das ließ sich relativ leicht beheben, allerdings sollte man die Maschine vorher abkühlen lassen, sonst gibt es fiese Brandblasen. Ach ja, einmal habe ich sie doch umgeschmissen. Dabei hat sich der linke Außenspiegel verabschiedet. Reine Blödheit! Das war das Problem mit den vollgestellten Garagen. Rucksack auf dem Rücken, mit dem Riemen am Fahrrad hängen geblieben, leider das Motorrad schon in der Hand gehabt, und schon war es passiert. Ärgerlich und absolut überflüssig.
Aber das Sympathische an der Virago sind unter anderem auch die zivilen Ersatzteilpreise. Der neue Schlauch fürs Hinterrad hat mich 20 Euro inklusive Einbau gekostet, der neue Außenspiegel 17 Euro und gerade neulich die neuen Reifen hinten und vorne 150 Euro.
Die Virago hat fünf Gänge, die sich alle wunderbar schalten lassen. Getankt wird Benzin bleifrei, der Verbrauch liegt bei ca. 6 Litern auf 100 km. Sehr schön ist auch der Verzicht auf sämtlichen überflüssigen elektronischen Schnickschnack. So kann Mann oder Frau auch wirklich selbst schrauben.
Das Leergewicht liegt bei 198 kg und die Höchstgeschwindigkeit bei 160 km/h. Wer Spaß hat am Putzen ist mit der Maschine bestens bedient, dank des vielen Chroms. Im Zweifelsfall S100 auftragen, mit der Bürste abschrubben, abspülen – fertig (geht schneller als Haare machen).
Vielleicht ist die Virago ja doch ein Frauenmotorrad, und wenn schon – ich finde sie klasse.
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Kommentare
9 Kommentare zu “Yamaha XV 535 Virago”
Hallöchen oder Servus, wie man bei uns sagt :-))
Bin seit mittlerweile 2014 Virago XV535 Fahrer – weil ich Choppeer liebe – und das Teil einfach „Hammergeil“ aussieht. Und trotz meiner 186cm Körpergröße habe ich mir keine vorverlegten Fußraster eingebaut, denn die würden m.E. den Fahrspass mit der „Kleinen“ vermindern. Wer so eine XV535 fährt und dessen Fußrasten noch nicht „angeschliffen“ sind – tja da könnte mann meinen, der hat Angst vor`m Kurvenfahren. Ich hab mir hinten dann noch den 150er Roadrunner von Avon draufgemacht (ja, ist erlaubt) und mit dem „saugt“ sich die Kleine so richtig in die Kurven – mit ner Haftung wie auf Schienen! Und da wo ich mit meiner Kleinen überall hinfahre, haben schon einige Boliden kehrt machen müssen, weil kein weiterkommen mehr möglich war. Ich brauch halt ein Moped zum Fahren und nicht zum Posen. Die letzten 2 Winter wurden sogar durchgefahren (solange kein Schnee auf der Strasse lag, denn für die 15 Zöller hinten gibts leider keine Winterreifen). Jetzt ist mit Winterfahrten Schluss, das Auto will ja auch bewegt werden 😉 nee, war einfach noch auf meiner ToDo-Liste, erledigt, abgehackt und zufrieden, das alles Gut ging. Mit 65 darf man dann etwas ruhiger werden .
In diesem Sinne – Gute Fahrt an alle Biker*innen und vor allem an alle Viragofreund*innen.
Catman
Moin,
Ich fahre meine kleine jetzt seid 2jahren und bin sehr zufrieden mit ihr 😍
Wäre schön wenn jemand aus der Umgebung von Buchholz in der Nordheide auch eine Virago fährt!!!
So das man mal zusammen fahren oder basteln kann😉
Allen anderen weiterhin viel Spaß in der nächsten Saison und gute Fahrt 😎
LG Andrea
Toller Beitrag. Ich liebe meinen Johnny (535er Virago) auch! Sitze da auch total gemütlich drauf und bin mit der Leistung mehr als zufrieden. Ich will eigentlich auch nur gemütlich spazieren fahren. Bin 1,77 groß und fühle mich da trotz langer Beine pudelwohl drauf, und wie‘s aussieht ist mir relativ schnuppe.
Gruß K.
Hallo,seit neuestem auch 535 Virago Fahrer
erst entäuscht,nach Lenkkopflager und Membrane und Inspektion überrascht,wieviel
Spass so eine Virago 535 macht nach 14 verschiedenen Maschinen,zuletzt eine Honda
200XR 2Tackt mit 40 PS eine wilde Stute,welche mich ein Paarmal abgeworfen hatt,nur mit den Zehspitzen auf dem Boden
angekommen,beim antreten fast immer einen blauen Fuß,jetzt mit der Virago alles Spitze,auser der Spitze,was ich aber nicht mehr brauche,140Kmh mit der Virago,macht mehr Spass,als 300Kmh mit einer 1100************* viel spass beim Biken,wünscht Euch Bruno.
Naja, 700 km Nonstop, dazu mit Scheibe vorne, das ist nur auf der Autobahn machbar. Und dann sind 6l/100km nicht zu viel Verbrauch.
Aber normal sind es gute 220 km bis zur Reserve.
Frage zur XV 535 BJ 95, sollte man mit Bleizusatz fahren? Sie klopft etwas ?
Gruß Dieter
mein Motorrad
Nach 10 Jahren XV 535 darf ich mir die Anmerkung erlauben, dass die 535 Virago im Schnitt 4,2 l/100 km Benzin verbraucht und nicht etwa 6 Liter!
Die Höchstgeschwindigkeit liegt auch nur bei 150 km/h, aber selbst 140 km/h Fahrt sind kein zu ertragender Dauerzustand.
Ich persönlich meide Autobahnen und Kraftfahrstraßen. Die Virago ist auf der Landstraße zu Hause.
Hallo,..hmm so weit ich weiß,..gibt es die 535xv unterschiedlicher ps-zahl,…wieviel ps hat den deine? 4,2l kommt mir etwas wenig vor.
gruß william
mein motorad
vom SR-2 – Star – RT125 – jawa350 – awo sport250 u.mz250 zur 535virago – eh traum an fahrfreude u.gutmüdigkeit.hab bald 48000km auf der scheibe und keine nennenswerten pannen.mit 58 jahren u.9 punkten in FG bin ich ein schönwetterfahrer.
gruß:wolle