aus bma 11/99

von Rudi Heilmann

Yamaha XV 1100 ViragoEin Moped muß her!
Für einen 40jährigen Wiedereinsteiger ist die Güllepumpe CX 500 sicher ideal, allerdings war die Maschine nach einer Saison ausgereizt und eine Veränderung stand an. Ein Chopper sollte es sein, möglichst großvolumig, selbstverständlich gebraucht. Die Auswahl (im Jahr 1996) erstreckte sich im Wesentlichen auf folgende Modelle: Kawasaki VN 1500, Suzuki VS 1400, Honda VT 1100 und Yamaha XV 1100; Harley kommt mir nicht ins Haus!
Der Gebrauchtmarkt gab von allen Modellen genügend Angebote her, das beste Preis-/Leistungsverhältnis ergab sich meiner Meinung nach bei einer ‘92er XV 1100 mit diversen An- und Umbauten wie z.B. langer AME-Gabel, Stahlflex-Bremsleitungen, vorverlegten Fußrasten, kleinem Tacho etc. Also hingefahren, angeguckt, gefallen, Kohle abgedrückt und mitgenommen. Problematisch war nur das Aufladen der Maschine auf meinen Anhänger. Wegen der langen Gabel war mein Hänger zu kurz. Kurzentschlossen wurde die Heckklappe waagerecht gebunden und ab ging die wilde Fahrt nach Hause.

 

Zu Hause ergaben sich nach intensiver Inaugenscheinnahme – wie zu erwarten – auch schon die ersten Anhaltspunkte für Veränderungen/Verbesserungen. So war der vom Vorbesitzer auf halber Höhe der Gabel installierte Minitacho überhaupt nicht zu erkennen. Also los zu AME, lange Tachowelle gekauft, und weil so ein Fuzzi-Tacho sowieso zu nichts taugt, das Originalteil angeschraubt. Als nächstes wurde der Drehzahlmesser wieder angebaut (warum baut man sowas überhaupt ab?). Elendige Kabelarbeiten, die aber mit dem Kabelplan des Schrauberbuches (Weihnachtsgeschenk) ganz gut zu machen waren. Nun noch diverse Kontrollleuchten installiert, die schlappe Batterie ersetzt, eine Scheibe angebaut und die üblichen Wartungsasrbeiten wie Kerzen- und Ölwechsel durchgeführt. So, jetzt noch Toolbag, Saddlebags und eine günstig erstandene Sissybar dran und fertig ist das Teil.

Die ersten Ausfahrten
Ganz schön schwierig – weil ungewohnt – mit so ’ner ewig langen Gabel loszufahren, aber dann kommt der Spaß: Dumpfes Blubbern aus dem Drehzahlkeller, anständige Beschleunigung (bei Bedarf), geile Optik (die vom Putzen wunden Finger werden verdrängt), ordentliche Bremsen, staunende Passanten nicht zu vergessen.
Wenn da bloß nicht die nervende, durchschlagende Gabel wäre. Das Teil ist einfach zu weich. Eine Wirth-Umbauaktion hatte „durchschlagenden” Erfolg, mit den neuen Federn ist die Fuhre jetzt schön abgestimmt, sieht aus wie ein Chopper und fährt beinahe wie ein richtiges Moped. So hatte ich mir das vorgestellt.
Die täglichen 50 Kilometer zur und von der Arbeit entspannen und machen genauso viel Spaß wie gelegentliche größere Ausfahrten mit Gleichgesinnten. Dass ich zum Umdrehen eine Bundesstraße mit zwei gegenüberliegenden Bushaltestellen brauche, gibt natürlich Anlaß zu deftigen Kommentaren, tangiert mich aber überhaupt nicht; das ist nur der Neid, wenn die Mopeds abgestellt sind und fachkundige wie interessierte Zuschauer nur um mein Urviech kreiseln. So’ne Tourer von BMW oder ’ne GSX reißen eben optisch nichts raus.

Die unendliche Geschichte
Mitte ’97 fing es an: Gelegentliches Jaulen und Kreischen statt eines Anlaßvorganges. Und zwar so, dass einem die Haare zu Berge stehen. Kurze Zeit später das Rätselraten. Springt er beim vierten oder beim siebten Versuch an? Da das kreischende Geräusch mächtig auf die Nerven geht und es ausserdem ziemlich peinlich ist, wird also der Fachmann befragt (das Schrauberbuch gibt hier nur unzureichende Hilfestellung). Die sich aus den Anweisungen ergebenden Reparaturen im Zeitraum September ’97 bis September ’98 der Kürze halber tabellarisch:
· Ersetzen des Anlasserfreilaufs, ca. 300 DM, kein Erfolg;
· Einbau eines neuen Einspurritzels, ca. 200 DM, Schaden nach vier Tagen wieder da;
· Ersetzen des Starterkopfes, ca. 300 DM, kein Erfolg;
· Ersetzen des Rotors (als Gebrauchtteil) sowie des Einspurritzels, ca. 600 DM. Erfolg! HURRA!
Kaum also ist die Saison ’98 beendet, schon ist das Moped wieder top in Schuß. Dass zwischendurch irgendwann auch noch der Regler aus unerfindlichen Gründen durchschmorte und dabei den Stator der Lichtmaschine tötete, sei hier nur der Vollständigkeit halber erwähnt. Gott sei Dank habe ich keine linken Hände und kann selber schrauben – im Zweifelsfall mit fachkundiger Unterstützung von Freunden und Bekannten.

Und nun?
Jetzt läuft sie wieder, und mein Schrauber sagt: „Da kannst Du drauf warten, irgendwann brüllt Dich Dein Anlasser wieder an.” Das beruhigt mich natürlich ungemein, sorgt diese Behauptung doch für Kontinuität in dieser ach so schnellebigen Zeit…
Also: verkaufen oder behalten? Wenn behalten, wie lange hält die Mechanik? Zwei Jahre oder zwei Monate? Wenn verkaufen, was dann? Vielleicht doch ’ne VS 1400? Was für Macken hat die? Und eigentlich gefällt mir mein Modped ja auch ganz gut, und außerdem habe ich damit schon eine Menge Spaß gehabt…!