Vorwort der bma-Ausgabe 7/12 von Jörg „Jogi“ van Senden

Hallo Leute!

Keine Frage, Kriminelle gehören aus dem Verkehr gezogen, egal ob Politiker oder Rocker. Die teils unverhältnismäßige Vorgehensweise der Polizei wirft aber Fragen auf, wie man nicht nur im Rocker-Portal www.ride-free.de verfolgen kann…

…Es ist schon einige Monate her, da verkündete Innenminister Friedrichs die „Null Toleranz Initiative“ gegen Rockerkriminalität. So weit so gut. Dass Motorrad-Clubs existieren, die ihre eigenen Gesetze haben und es mit der hoheitlichen Rechtsauffassung nicht ganz so ernst nehmen, ist wohl bekannt. Die gezielten Razzien in den Club-Häusern kann man noch einigermaßen nachvollziehen. Umso erstaunter war ich über die Personenkontrollen vor dem letzten Motorrad-Weihnachtsmarkt in Neumünster, denen sich niemand entziehen konnte. Bereits auf dem Parkplatz wurden stichprobenartig PKW bei strömenden Regen kontrolliert und Polizeihunde schnüffelnd durch die Fahrzeuge geschickt. Ich hatte Glück und konnte unbehelligt passieren, hätte aber sonst entschieden protestiert. Ich mag nämlich keinen von Hundekrallen zerkratzten Lack und eine geschundene Inneneinrichtung und habe außerdem eine Tierhaarallergie. Vor der Kasse wurde mein Fotokoffer gefilzt und ich wurde abgetastet. Das haben die Beamten auch mit Frauen und Kindern durchgezogen! Es herrschte Kuttenverbot, egal ob mit oder ohne Color auf dem Rücken. Sogar die Leute vom MOGO durften ihre Weste nicht mit hin­einnehmen. Die Händler und Aussteller wurden ein bis zweimal am Tag von den Polizisten kontrolliert und die Stände auf den Kopf gestellt. Das Verständnis dafür fehlt bis heute allen betroffenen und friedfertigen Bürgern, die mit Rockerkriminalität überhaupt nichts zu tun haben.

Ich habe nun die starke Befürchtung, dass Motorradfahrer generell, egal ob Rocker oder nicht, alle unter Generalverdacht stehen kriminell zu sein. Zumindest werden sie so behandelt. Der Einsatz in Neumünster hat nichts Sinnvolles bewirkt, außer dass die Polizei mit ihrem Auftritt brave Bürger verärgert hat.

Vor zwei Wochen habe ich nach gerademal 30 Sekunden ein Knöllchen von einem hämisch grinsenden Polizisten bekommen, weil ich im eingeschränkten Halteverbot medizinische Produkte für eine Arztpraxis ein- und ausgeladen habe. Als ich den Polizisten ansprechen wollte, warum ich nun ein Knöllchen bekommen habe, ergriff dieser geradezu die Flucht. Weil ich wissen wollte warum dieser Beamte sich so inakzeptabel verhalten hatte, habe ich auf der Wache angerufen um mich zu beschweren und wurde von genau diesem Polizisten auch noch verhöhnt. Ich habe mit dem Anhörungsbogen natürlich der vorgeworfenen Ordnungswidrigkeit widersprochen und auch einen Zeugen benannt. Mal sehen wie die Sache endet.

Ich werde den Verdacht nicht los, dass vielleicht schon der Motorradaufkleber meiner bevorzugten Marke und der meines Motorrad-Stammtisches am Kofferraumdeckel den Beamten zu irrationalem Handeln verleiteten konnte, weil er einfach nicht geschult wurde, um in der Lage zu sein unterscheiden zu können. Offensichtlich werden nun alle Motorradfahrer wie kriminelle Rocker betrachtet und behandelt.

Einige Tage davor wurde ich mit meiner Harley aus dem Verkehr gezogen. Zwei Beamte untersuchten mein Motorrad über eine halbe Stunde lang, nur um frustriert zu der Feststellung zu gelangen, dass alles in serienmäßiger Ordnung ist. Wenn die „Null Toleranz Initiative“ gegen alle Motorradfahrer und gegen jene Menschen, die mit unserem schönen Hobby sympathisieren in dieser Form angewendet wird, erweist die Polizei ihrem Ansehen und dem eigentlichen Ziel, nämlich der Kriminalitätsbekämpfung, einen Bärendienst.

Wie immer würden wir uns sehr über eure Meinung zum Thema freuen. Kommentiert diesen Artikel oder schreibt uns eine e-mail an info@bma-magazin.de – klassische Post geht natürlich auch…

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