Vorwort der bma-Ausgabe 7/13 von Marcus Lacroix


Weiß ist Scheiß, oder?!

Buese-open-road-KombiZugegeben, in Zeiten, in denen – zumindest gefühlt – die halbe Republik absäuft und heftig darüber diskutiert wird, ob die in Griechenland verbrannten Milliarden oder die hunderte von Millionen für eine doofe Bundeswehr-Drohne, die man genausogut auf dem Weltmarkt hätte kaufen können (die Amis führen sogar Kriege mit dem Zeug), nicht besser in Deiche und Renaturierung investiert worden wären, sich über die Farbe seiner Motorradbekleidung zu echauffieren, fühlt sich schon fast ein wenig deplatziert an. Andererseits geht es hier im bma ja eher um unser liebstes Hobby und nicht um große Politik.

Also: nach Produkten der Firmen Dane, Polo und Rev’it! im letzten Jahr, bekamen wir in diesem Jahr von der Firma Büse die Möglichkeit, die neue Open Road Evo Textil-Kombination ausgiebig in der Praxis zu fahren. So was freut einen natürlich, denn Sachen auszuprobieren macht Spaß und wir nutzen diese Gelegenheiten wann immer es passt.

Da kam dann also das Paket von Büse und beim Auspacken musste ich schlucken: Die Kombi war quasi weiß. Ok, Büse nennt es Hellgrau und etwas Schwarz ist auch dabei, aber ich finde sie ist hauptsächlich Weiß. Und Weiß – als Farbe für Motorradbekleidung – ist in meinen Augen Scheiß. Man steckt auch keinen Schornsteinfeger in einen Arztkittel oder reinigt den Abwasserkanal im Sonntagsanzug. Und Motorradfahren ist physikalisch bedingt doch eine recht schmutzige Angelegenheit. Straßendreck, Pollen, Fliegenkadaver, Kettenfett und womöglich noch Streusalz – alles mit Regen zusammengepampt. Da bleibt Weiß nicht lange Weiß. 

Zugegeben, sicherheitstechnisch ist so eine weiße Klamotte schon ein Gewinn, denn man fällt damit auf. Das sah auch die Firma Büse so und lehnte den Umtausch in Schwarz ab. Kann ich ja auch irgendwie verstehen, schließlich möchte man sich nicht nur modisch sondern auch sicherheitsbewusst präsentieren. Dane & Co. stellten uns aus dem Grund auch nur helle Versionen ihrer Bekleidung zur Verfügung.

Die Vorstellung der Büse-Kombi lest ihr auf Seite 29 in 7/13 bzw. <hier>. Aus Hellgrau wurde nach 2000 Kilometern bei jedem Wetter trotz einer Wäsche Schmutziggrau mit toten Fliegen und Kettenfettsprenkeln. Ich bin definitiv kein Typ für pflegebedürftige Kleidung und würde mir privat so eine Farbe sicher nicht kaufen. Immerhin hat man aber auch bei Büse die Wahl.

Mein Gespräch mit einer Fachfrau in einem Geschäft  für Motorradbekleidung & Zubehör ergab, dass der Großteil der Kunden immer noch schwarze Sachen kauft. Die Nachfrage nach Jacken mit sicherheitsdienlichen farbigen Einsätzen (z.B. Neongelb) steigt aber. Ganz helle Sachen sind hingegen immer noch eher selten gefragt.

Auf der bma-Facebook-Seite habe ich die Farbe Anfang Juni dann mal zur Diskussion gestellt. Für mich erstaunlich: Sie kam bei vielen besser an als bei mir. Ein paar Zitate: „Warum Schwarz, wenn man mit heller Kleidung nicht so schwitzt im Sommer?”; „Hatte ich auch schon, sehr schick, aber sehr schmutzempfindlich!”; „Absolut in Ordnung!”; „Sehen und gesehen werden! Gefällt mir!”; „Man wird besser erkannt und deutlich weniger kontrolliert.” – ein paar Gegenstimmen gab es aber auch „Vielleicht zweckmäßig aber stylish absolut daneben!”; „Wer’s mag. Ich bleibe bei Schwarz bis es was Dunkleres gibt.”; „Unschön und unpraktisch. Wer bei Tag und Nacht, in Nebel und Regen gesehen werden will, darf sich nicht Hellgrau kleiden, sondern muss Signalfarben wie Rot oder Orange auswählen. Die Hose sollte tunlichst komplett schwarz sein, denn schwarz wird sie sowieso.”

Glücklicherweise leben wir in einer Welt, in der wir wählen können was wir tragen. Hoffentlich bleibt das auch noch möglichst lange so. Ich werde persönlich bevorzugt bei Schwarz bleiben – nicht nur weil ich zu faul zum Waschen bin…

Wie sind eure Erfahrungen mit farbiger Motorrad-Bekleidung? Schreibt uns per Post oder mail oder kommentiert diesen Artikel einfach online hier auf unserer Website oder via Facebook.

Ein Gruß geht an dieser Stelle an alle Betroffenen aus den überfluteten Gebieten und ein Dank an alle Helfer! 
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