Jeder Verkehrstote ist einer zu viel, las ich kürzlich mal. Ja dann, bitteschön, führt doch endlich Tempo Null ein. Dann passiert sicher nix mehr. Aber dann gibt es natürlich auch kein Geld mehr für die Gemeindekassen? Die Blitzer-Abzocke nimmt jedenfalls überhand. Was meint ihr?

 

 

 

Vorwort der bma-Ausgabe 8/13 von Berthold Reinken


Blitzer-Abzocke nimmt überhand!

Kennt ihr die Geschichte vom Cholesterin? Die Pharma-Industrie stellt massenweise Medikamente her, die einen angeblich gefährlichen zu hohen Cholesterin-Wert beim Menschen senken. Wann dieser Wert wirklich zu hoch ist und wo die Auslöser liegen, darüber streiten und forschen die Gelehrten zwar noch, aber in den letzten Jahren wurde die Schwelle des zu hohen Wertes trotzdem immer weiter abgesenkt. Der Grund ist einleuchtend, man kann damit natürlich bestens Profit machen. Eine Menge Krankheiten werden erst „erfunden”, damit man einen Grund hat sie zu behandeln! Inzwischen sind mehr als die Hälfte der Menschen behandlungsbedürftig und der Rubel der Pillenhersteller rollt. 

Was die Pillenabzocke nun in einer Motorrad-Zeitschrift zu tun hat, fragt ihr euch. Ganz einfach: Etwas ähnliches erleben wir in den letzten Jahren auf Deutsch­lands Straßen! Weil die Gemeinden und Landkreise gemerkt haben, wie leicht man mit Geschwindigkeitsbegrenzungen Geld verdienen kann, wird mit dem Vorwand der Sicherheit die Höchstgeschwindigkeit auf immer mehr Straßen abgesenkt und an diesen Stellen „Kassenautomaten” aufgestellt. Das führt mancherorts zu gewaltigen Auswüchsen, wie ein Beispiel aus Hessen zeigt. 

Die Stadt Wetter installierte auf der B252 auf einer Strecke von 38 Kilometern 18 (in Worten achtzehn) Blitzer. Innerhalb eines Jahres wurden 70 000 Verkehrsteilnehmer zu „Rasern” gemacht und abkassiert. 1,2 Millionen Euro flossen in die Kassen. Auch Auto- und Motorradfahrer, die in der Regel vorschriftsmäßig unterwegs sind, tappen massenweise in die Fallen, weil die zulässigen Geschwindigkeiten ständig wechseln. Da muss man nur mal kurz unaufmerksam sein und man ist automatisch ein „Raser” (Quellen: faz.net vom 11.7.13, n-tv.de vom 12.7.13). Schon für den Haushalt 2012 plante die Verwaltung von Wetter die unglaubliche Summe von 800.000 Euro aus Bußgeldern im Haushalt ein (Quelle: Oberhessische Presse vom 22.2.12).

Ich habe an dieser Stelle schon einmal geschrieben, dass ich Geschwindigkeitskontrollen, Bußgelder und das Punkte-System grundsätzlich für gut halte – so langsam werde ich aber sauer. Jedes Jahr wenn die Motorrad-Saison beginnt und ich meine erste lange Tour von Nord- nach Süddeutschland nur über die Landstraßen mache, fallen mir mehr neue Tempo-Limits auf. So wie es schon kaum noch Autobahnen mit freier Fahrt gibt, werden die Landstraßenabschnitte, auf denen man 100 km/h fahren darf immer kürzer. Gleichzeitig steigt die Zahl der Kassenautomaten bzw. mobilen Kontrollen ständig weiter. Wohl nur die wenigsten Verkehrsteilnehmer haben da auf Dauer eine Chance ungeschoren davon zu kommen. Besonders Autofahrer, die aus beruflichen Gründen jeden Monat ein paar tausend Kilometer zurücklegen müssen, haben darunter zu leiden. Man kann nicht pausenlos auf den Tachometer schauen und die Geschwindigkeit exakt mir dem gerade aus manchmal nicht nachvollziehbaren Gründen erlaubten Tempo abgleichen. Wer verantwortungsvoll fährt, passt seine Geschwindigkeit schon im Unterbewusstsein an die Gegebenheiten an. Das lässt sich nicht komplett abschalten. Die staatliche Gängelung fördert Verantwortung aber nicht.

Ich meine es wird langsam Zeit, dass diesen Auswüchsen etwas entgegen gesetzt wird. Hier ist z.B. der ADAC gefordert, denn Selbstjustiz – wie im faz.net Beitrag beschrieben – sollte in einem Rechtsstaat keine Lösung sein! 

Jeder Verkehrstote ist einer zu viel, las ich kürzlich mal. Ja dann, bitteschön, führt doch endlich Tempo Null ein. Dann passiert sicher nix mehr. Aber dann gibt es natürlich auch kein Geld mehr für die Gemeindekassen. 

Was meint ihr dazu? Sind die „Geblitzten” selbst Schuld und sollen gefälligst ihren Straf-Obolus entrichten, oder mutiert auch ihr zu „Wutbürgern”?
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