Im August-Editorial gibt’s gleich einen Rundumschlag. Von der WM üder die Maut – pardon, Infrastrukturabgabe – bis zu abzockenden Nachbarländern reicht der Bogen…

 

 

 

Vorwort der Kradblatt-Ausgabe 8/14
von Marcus Lacroix

 

Die Aufreger des Monats…

Das Editorial bietet oft genug Raum für den Aufreger des Monats. Doch diesmal ist es gar nicht so einfach, sich auf ein Thema zu konzentrieren.

Die Fußball-WM liegt ja nun erst mal hinter uns. Aufregend war es allemal, manch einer hat sich über Brot & Spiele gefreut, andere über leere Straßen. Wie auch immer, Hauptsache wir sind endlich wieder Fußballwald- äh… weltmeister!

Den nächsten Aufreger bescherte uns unser Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt von der CSU. Sie kommt jetzt also doch, die Maut für alle Straßen. Damit das Abkassieren ab dem 1.1.2016 besser klingt, nennt man die Maut offiziell „Infrastrukturabgabe“. Fette 4,7 Milliarden (in Ziffern: 4.700.000.000) Euro Umsatz p.a. sind geplant. Da wir aber ja nur die Ausländer abkassieren wollen, die unser schönes Transitdeutschland verschmutzen und nicht mal tanken oder ein Brötchen futtern, werden wir Bundesdeutschen über die Kraftfahrzeugsteuer entlastet.

Da bleiben dann abzüglich Bearbeitungsgebühren nur noch 600 Millionen über (siehe Infopapier unter www.bmvi.de, pdf <hier> laden), was bei Milliarden-Sanierungsbedarf irgendwie armselig ist. Das z.B. Elektrofahrzeuge ausgenommen werden sollen, auch wenn es noch nicht viele davon gibt, ist irgendwie für den Popo. Die rollen doch auf dem gleichen Asphalt, wo bleibt da die Gerechtigkeit? Da es aber rechtlichen EU-Stress in der ganzen Angelegenheit gibt, ist das letzte Wort wohl eh noch nicht gesprochen. Lohnt sich also nicht wirklich als Aufreger. Ebenso wenig wie die Tatsache, dass unsere in Europa nicht überall beliebte Kanzlerin Angie – die mir am besten gefällt wenn sie bei deutschen Toren mit hochgereckten Ärmchen jubelt – im Wahlkampf noch „Mit mir wird es keine Pkw-Maut geben“ gesagt hat. Gibt es ja auch nicht, ist ja eine Infrastrukturabgabe. Wozu ist man schließlich Polit-Profi bzw. politisch korrekt gegendert Polit-Profine?!

Regen wir uns doch lieber über unsere netten europäischen Nachbarn auf, die sich auf die Abzocke von fremdländischen Besuchern bei hierzulande harmlosen Bagatellverstößen spezialisiert haben.

Da lief am 7. Juli ein schöner Beitrag in der ARD, nachzugucken auf www.daserste.de (Video verfügbar bis 5.7.2015), in dem eine weinende Motorradfahrerin berichtete, wie ihre Maschine in Italien wegen eines zu schrägen Kennzeichens konfisziert wurde. Häää??? Genau, aufmerksame Leser erinnern sich, dass wir schon im Juli 2011 vor dieser Praxis gewarnt hatten. Leser Andreas R. hatte es damals selbst erlebt. Kleiner Tipp der ARD: „Das italienische Recht lässt die Zahlung der Geldbuße als Kaution zu. Dadurch wird die Strafe nicht anerkannt. Ist man wieder zu Hause, kann man dann immer noch rechtliche Schritte einleiten.“ Mit den Italienern besteht derzeit kein Abkommen zur Vollstreckungshilfe und Geldbußen sind dort nur fünf Jahre vollstreckbar. Wie wär’s also mit Stinkefinger und fünf Jahre Italien meiden, falls es euch erwischt?!

Erwischt hat es auch einen Kollegen, der in Frankreich unterwegs war – mit denen besteht ein Vollstreckungshilfe-Abkommen! Für ein (1) km/h zu viel sollte er lt. Bußgeldbescheid 45 Euro abdrücken. Ein Blitzerfoto gab’s auch auf Nachfrage nicht und verkehrstechnisch war er nicht in die angegebene Richtung unterwegs. Das legt die Vermutung nahe, dass einfach nur Kennzeichen von Ausländern notiert werden von denen die meisten so eine Kleckersumme dann wohl auch zahlen bevor sie sich den Widerspruch-Stress antun. Der Kollege wehrt sich aber, wir bleiben dran. Nach seiner Aussage gingen in letzter Zeit beim ADAC wohl verstärkt Anfragen wegen dieser Praxis ein.

Bin ich froh, dass es in Deutschland noch viele schöne Motorradstrecken gibt…

—