Wie geht es nach der Insolvenzanmeldung im August 2014 weiter mit Horex? Wie wäre es mit einem Mercedesstern? Wir werden sehen…

 

 

 

Vorwort der Kradblatt-Ausgabe 10/14
von Marcus Lacroix

 

Horex – außer Spesen nichts gewesen?

Das war sie nun also, die Presse-Info auf die man irgendwie schon gewartet hatte: Horex meldet Insolvenz an! Warum gewartet, fragt ihr euch?

Im April kam die Presse-Info einer renommierten Werbeagentur mit einem eher unüblichen Wortlaut und dem Schlusssatz: „Auf eigenen Wunsch beendete ‚Die Wortwerkstatt‘ die Zusammenarbeit mit Horex Ende März 2014.“ AUTSCH, so was habe ich in mittlerweile fast 25 Jahren Redaktionsarbeit noch nicht gesehen.

Ende August kam dann die Meldung der Agentur Kopp, die die Pressearbeit übernommen hatte: „Die Motorradmanufaktur HOREX GmbH hat am 28. August 2014 beim Amtsgericht Augsburg Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens über ihr Vermögen gestellt.“

Was folgte war der übliche „habichdochgleichgesagt“ Aufschrei der Netzgemeinde und ehrlich gesagt kann ich mich davon auch nicht frei machen. So sehr ich es den Horex-Machern mit ihrem ungewöhnlichen VR6-Motor gegönnt hätte, an einen echten wirtschaftlichen Erfolg mochte ich schon bei der Gründung vor vier Jahren nicht glauben. Entweder bin ich nicht alt genug oder schon zu alt für den Namen Horex. Opas klassische Horex ist für mich ein Eisenhaufen fürs Museum (…steinigt ihn, er hat Jehova gesagt…), die Horex-Wiederbelebung 1981 mit 80er Leichtkrafträdern mit Sachs-Motor durch Fritz Röth ging völlig an mir vorbei. Die einzige Verbindung zur Marke, die ich mit meinen 47 Lenzen habe, sind Werner Brösels gechoppte Horex mit Wurstblinker und der Red-Porsche-Killer. Die haben aber rein gar nichts mit dem aktuellen 6-Zylinder gemein, der für mich so gar nicht zum Namen Horex passt.

Eine Motorradmarke aus dem Nichts zu erschaffen gelingt wohl nur sehr wenigen Menschen mit entsprechend dicker Kapitaldecke. Kämpft man ohne diese dann auch noch mit technischen Anlaufschwierigkeiten wie einem versprochenen Kompressor und Vorserienexemplaren, die von der Presse eher kritisch beurteilt wurden, wird es schneller dunkel als man denkt.

Nun bedeutet eine vorläufige Insolvenzverwaltung nicht zwangsweise das Ende eines Unternehmens – manche starten womöglich dann erst durch. Wir dürfen also gespannt sein, ob sich ein Investor findet. Im Moment ist laut PR der Betriebslauf noch gesichert.

Wenn ich die Kohle und den Platz hätte, dann würde ich genau jetzt losgehen und mir eine Horex VR6 kaufen. Wenn es mit der Marke weiter geht, hat man zumindest ein schönes Motorrad im Stall. Geht es nicht weiter, dann besitzt man ein außergewöhnliches Motorrad, das dann nicht im Stall sondern im Wintergarten oder in der Vitrine erstrahlen darf.

Sorgen wegen der Teileversorgung? Egal – meine 900er Nuda aus der Husqvarna-BMW-Ära, die ja auch längst Geschichte ist, habe ich auch nicht wegen einer gesicherten Ersatzteilversorgung gekauft sondern weil sie mich begeistert. Natürlich hätte ich mich auch gefreut, wenn man das Modell einfach auf den blau-weißen Propeller umgelabelt hätte anstatt es einzustampfen.

Das ist es, was ich Horex wünsche: einen potenten (Pardon, finanzstarken) Investor, der den Namen Horex vom Tank kratzt und den VR6 weiter baut. Evtl. nicht nur als Naked Bike sondern auch in einem Tourer. Und auf dem Tank könnte von mir aus dann auch z.B. Mercedes stehen. Würde doch passen, nachdem die VW-Tochter Audi Ducati übernommen hat. Klar, bei Ducati geht es auch ums Geldverdienen, aber fürs Image wäre eine VR6-Mercedes in der Garage ein echt cooles Gerät.

Wie denkt ihr darüber? Hier könnt ihr eure Kommentare abgeben…

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