Vorwort der bma-Ausgabe 11/12 von Jörg H.
Hallo Leute!
Bin ich wirklich zu langsam…
Nun hab’ ich mich überwinden können und möchte auch mal meine Gedanken hier kundtun.
Ich bin beruflich viel mit einem Fahrzeug der Sprinterklasse unterwegs und bilde mir ein, wenigstens ein bisschen Fahrerfahrung zu haben. Eventuell hat es damit zu tun, dass ich bisher auftretende Gefahrensituationen immer bewältigen konnte aber was sagt das schon aus – vielleicht nur Glück gehabt. Wie auch immer…
Ich habe in letzter Zeit vermehrt das Problem, dass mich andere Verkehrsteilnehmer gern mal von hinten mit der Lichthupe begrüßen und ihrem Drang, die Pole Position einzunehmen, Nachdruck verleihen. Wenn ich dann nur so zur Kontrolle einen Blick auf den Tacho werfe stelle ich fest, dass ich mich innerhalb des Limits bewege oder auch leicht drüber. Jedoch immer in einem Bereich, in dem ich nicht um den Führerschein fürchten muss. Wenn ich dann mal ins Gespräch komme werde ich gern gemaßregelt, als Schlafmütze bezeichnet oder darauf hingewiesen, dass es doch besser wäre mal den Führerschein abzugeben.
Das schöne dabei ist, dass ich mich noch nicht einmal aufregen darf, weil erstens mein Gegenüber auf die Idee kommen könnte in der Firma anzurufen in der ich arbeite und mich anzuschwärzen (sinnigerweise steht die Nummer auf dem Fahrzeug). Bei Arbeitskollegen habe ich schon erlebt wie das läuft. Chef bekommt Anruf, Chef ruft Arbeiter, Chef faltet Arbeiter und gibt ihm ‘ne Abmahnung mit auf den Weg – ob die Anschuldigung nun richtig war oder nicht ist meist egal – es wurde immer mit dem Ansehen der Firma in der Öffentlichkeit argumentiert. Oder zweitens könnte die Rennleitung zu Hilfe gerufen werden und die Herren finden bei Berufskraftfahrern immer eine Möglichkeit, finanzielle Belastungen im Portemonnaie zu minimieren. Nur weil man als Kraftfahrer im gewerblichen Bereich eh immer „Schuld“ hat oder im Zweifel schlecht gesicherte Ladung – einige werden ein Lied davon singen können.
Aber auch wenn ich mit dem Mopped unterwegs bin, habe ich vermehrt Probleme mit suizidgefährdeten Fußgängern, die sich ohne zu schauen auf die Straße stürzen, nur um zu prüfen ob ich denn auch gut aufgemerkt habe – immer wieder sehr erheiternd…
Womit ich mittlerweile auch zu kämpfen habe ist, wenn ich an eine einfache Kreuzung ohne Ampel komme an der ich eventuell sogar Vorfahrtsrecht genieße. Da passiert es gern, dass die Fahrzeuge (aller Art) an die Kreuzung mit einer möglichst hohen Geschwindigkeit heranfahren, um, wenn vermutet wird, dass es mit dem herannahendem Fahrzeug von links (mir) nicht zur Kollision kommt, ohne zu Bremsen durchziehen – ja, das macht Wach!
Man härtet schon ganz schön ab, wenn man tagtäglich durch den „Großstadtdschungel“ fahren darf. Da wundert man sich auch nicht mehr über die Elternteile, die mit überhöhter Geschwindigkeit durch die Dreißigerzone am Kindergarten oder auch der Schule donnern, um den Nachwuchs noch rechtzeitig abzuliefern. Sich aber völlig im Recht sehen weil sie ja keine Zeit haben – Vorbild Hurra. Oder auch dem „Falschparker“ der in einer einspurigen Straße nur mal schnell Tante Hilde die Zeitung und ‘ne Milch bringt, da muss ich doch Verständnis für haben – natürlich gern…
Es ist schon komisch, niemand sieht eine Schuld bei sich selbst oder macht das vermeintliche Fehlverhalten anderer gerade so groß, dass die eigenen Fehler eben grade überdeckt werden und nicht weiter ins Gewicht fallen.
Ich weiß, ich weiß – das ist schon alles sehr oberlehrerhaft und ich mache sicher auch genügend Fehler, aber wäre es nicht einfacher für uns alle, wenn wir mal wieder ein wenig kürzer treten würden um nicht überall unseren Vorteil zu suchen und vermeintlich auch zu finden. Ich bilde mir ein, dass der Straßenverkehr weniger stressig sein könnte, wenn wir alle ein wenig mehr Rücksicht nehmen würden.
In diesem Sinne wünsche ich euch eine sturz- und beulenfreie Fahrt.
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Kommentare
2 Kommentare zu “Editorial 11/12 – Bin ich wirklich zu langsam?”
Den Beitrag kann ich so unterschreiben. Ich fahre sei 1981 auf Deutschlands Strassen und bin mittlerweile über 50.000 Kilometer im Jahr unterwegs. Und ich muss leider gerade die Sprinterfahrer, oder noch genauer, die Firmenfahrer als ewige Drängler ausmachen. Beispiel: Wesertunnel, dort ist 80 km/h erlaubt, ich fahre meist schon mit 100 durch und die Sprinter ballern IMMER an mir vorbei wie vom Teufel getrieben.
Sperrflächen werden ignoriert, Überholverbote missachtet und Verkehrsteilnehmer, die sich einigermaßen an die Regeln halten werden auf schlimmste Art und Weise beschimpft oder ausgebremst. Und dann wundern wir uns, dass der Umgangston im Strassenverkehr immer rauher wird!?!
Aber schön der Tip im Vorwort, doch vielleicht mal die Nummer auf dem Geschäftswagen anzubimmeln, wenn ich mal wieder heftig bedrängt oder alle Regeln missachtend überholt werde. Kann ich ja gleich morgen früh mal ausprobieren… 😉
Ich kann dem Vorwort von Jörg H. nur zustimmen ! Hier im Düsseldorfer Stadtverkehr herrscht oft der Wahnsinn. Jeder muss jeden überholen,es wird einfach rausgefahren, trotz rechts vor links. Geblinkt wird fast gar nicht mehr, das ist ja auch schwer, wenn man in einer Hand das Handy hat! Die Straßenbahn muss man kurz vor der Haltestelle noch überholen,auch wenn schon Leute auf die Fahrbahn treten. Ampel rot ? Ach was, da fahr ich noch schnell drüber. Parkplatz suchen ? Warum,Warnblinkanlage an und in zweiter Reihe parken. Sind ja nur ein paar Minuten! Könnte so noch weitermachen! Was ist nur los mit den Leuten. 😥