Vorwort der bma-Ausgabe 1/13 von Marcus Lacroix
Helden wie wir…
Hallo meine lieben Leser – die ersten von euch halten dieses Heft zwar schon 2012 in den Händen oder blättern am Bildschirm drin rum, aber egal. Wir wünschen euch an dieser Stelle ein frohes neues Jahr, Glück und Gesundheit und viele unterhaltsame und schrottfreie Kilometer. Rechts ist das Gas!
Nun zur Überschrift – Helden wie wir: Im Dezember trudelte eine Presseinformation der Motorpresse Stuttgart bei uns ein. „Zweirad-Medienmarken der Motor Presse Stuttgart gründen MOTORRAD-HELDEN-Club” – bei diesen Zeilen hatte ich zunächst einmal das Gefühl, in eine Zitrone zu beißen. Was dahinter steckt macht die PR klar (Auszug): „Für Abonnenten von MOTORRAD, MOTORRAD Classic, PS und Stamm-Kunden des MOTORRAD action team gibt es ab Freitag, 7. Dezember 2012, den MOTORRAD-HELDEN-Club (www.motorrad-helden.de). Die Mitgliedschaft erfolgt automatisch, ist kostenlos und bietet den MOTORRAD-Helden Preisvergünstigungen sowie die Möglichkeit auf exklusive Teilnahmen an Tests und Veranstaltungen von MOTORRAD.
„Mit dem MOTORRAD-HELDEN-Club gehen wir bei der Leser-Blatt-Bindung und der Kundenpflege neue Wege“, erklärt Peter-Paul Pietsch.
Preisvergünstigungen erhalten die Mitglieder des MOTORRAD-HELDEN-Club auf ausgewählte Produkte aus dem MOTORRAD-Shop sowie für bestimmte Trainings und Testrides des MOTORRAD action team. Darüber hinaus dient die Website www.motorrad-hel den.de als Informationszentrum mit Neuigkeiten zu Clubvorteilen. Inhaltlich dreht sich auf dem Portal vieles um die Geschichten von und über das Leben der Helden – hier sind die Leser zum Mitmachen eingeladen. Ausgewählte Stories erscheinen dann alle zwei Wochen als Teil der Printausgabe von MOTORRAD.”
OK, jetzt wissen wir also was das Ganze soll. Trotzdem, das Wort „Helden” sorgt bei mir für eine gewisse Abwehrhaltung. Und dann das ganze auch noch als Zwangs-Club?! Wahrscheinlich habe ich eine etwas altmodische Einstellung zum Begriff des Helden. Wikipedia trifft es ganz gut: „Ein Held ist eine Person mit besonders herausragenden Fähigkeiten oder Eigenschaften, die sie zu besonders hervorragenden Leistungen, sog. Heldentaten, treiben.”
Nun sind wir Motorradfahrer/innen ja meist nette Leute, manchmal Schlauschnacker oder Poser, vereinzelt auch Rocker. Aber Helden sind wir mit Sicherheit nicht, solange wir nicht etwas „heldenhaft” für andere leisten. Eintreten für andere in Not oder Gefahr, sich für andere aufopfern, die Welt ohne Eigennutz besser machen – das zeichnet Helden aus. Aber der Abschluss eines Abos gehört in meinen Augen mit Sicherheit nicht zu den Qualitäten eines Helden. Es mag sein, dass ich jetzt den falschen Leuten ans Bein pisse, denn irgendeine wahrscheinlich gut bezahlte Werbeagentur muss sich den Slogan „Motorrad-Helden” ja ausgedacht haben. Und evtl. wird sich manch Abonnent ja darüber freuen, nun zu einem exklusiven Club von Helden zu gehören. Ich für meinen Teil werde mir die genannten Zeitschriften lieber weiterhin im Zeitschriftenhandel kaufen, denn mein Name soll wirklich nur mit dem Attribut „Held” versehen werden, wenn ich der Definition gerecht werde. Möglicherweise wird das nie geschehen, aber das ist auch ok. Auf die Zweiklassen-Preisvergünstigungen muss ich halt verzichten und die Online-Geschichten der Motorrad-Helden werden mir auch entgehen. Aber es gibt ja auch eine Menge anderer Motorrad-Foren im Web und Stammtische im richtigen Leben, wo man mit Gleichgesinnten fachsimpeln und sich Geschichten erzählen kann.
Die echten Helden des Alltags, Unfallhelfer, couragierte Bürger die anderen bei Pöbeleien und Übergriffen beistehen, die ehrenamtlich sich um andere kümmern, denen gebührt mein Respekt.
Was denkt ihr darüber? Sehe ich die ganze Sache zu verbissen und der Motorrad-Helden-Club ist eine gute Sache? Oder haltet ihr die Namenswahl auch für missglückt?
Über Leserbriefe freuen wir uns immer. Schickt uns eine e-mail oder kommentiert diesen Artikel hier.
—
Kommentare
3 Kommentare zu “Editorial 1/13 – Helden wie wir…”
Hallo,
ich verstehe die ganze Aufregung nicht.
Die Zeitschrift MOTORRAD möchte ihren Lesern mit einem kleinen
Bonbon das Abo etwas schmackhafter machen. Abonnenten sind als sicherer
Käufer das Rückrat einer Zeitung.
Jetzt braucht das Kind doch einen Namen, um die Sache unters Volk zu
bringen. Wem Helden Club nicht gefällt, kann ja einen besseren Vorschlag
machen.
Da Werbesprüche immer etwas vollmundig sind, sehe ich die tiefgreifende
Diskussion als nicht angebracht.
Nein, Geld ausgeben tue ich für das Blatt nicht. Ich habe eine Spende für
die Wikipedia als sinnvoller angesehen.
Gruß
Christian
Moin Marcus, vielen Dank für Deinen Artikel. Wenn es die Aprilausgabe der bma gewesen wäre, hätte ich den Namen dieses Clubs glatt für einen Scherz gehalten. Allerdings leuchtet mir durch diese Namensgebung auch die automatische Mitgliedschaft ein… 8) Herzliche Grüße aus Hechthausen
Hallo Marcus,
da bin ich ganz Deiner Meinung!
Normal ist out – jeder soll etwas besonderes sein. Womit die Masse der Konformisten wieder eine Stufe höher in ihrer Inkompetenz gestiegen ist. Oft glaube ich, den Werbetextern gehen die Ideen aus . Es ist noch nicht so lange her, da war das Credo: wir nehmen Worte, die keine versteht. Handy und Co lassen aus dem Denglischen grüßen. Dann wurde in den mageren Schulenglischkenntnissen gewühlt und Event, Performance und Sale machten die Runden durch die deutschen Gehirnbahnen.
Dann muss da mal jemand gesagt haben: Schluss! Back to the roots.
Und schon präsentiert die moderne digitale Medienlandschaft an neuen, törrichten Querschuss: der inflationäre Gebrauch von Superlativen. Somit sind erst einmal die Helden angesprochen. Aber warum nicht. Es muss ja nicht mehr das Drachentöten sein. Ironie-Modus an. Der heutige Drache hat einen Hinterradreifen in der Dimension 190/55 oder breiter und einen Motor mit mindestens 175 PS.
Ein Held ist, wer dieses Monster auf Tour immer innerhalb des erlaubten Landstraßentempolimits bewegt. Er ist selbstlos bereit, locker die bezahlten vier oder fünf höchsten Gänge in seinem Getriebe zu ignorieren.
Ich kann mir vorstellen, das können nur die wenigsten. Aus dem Stoff sind die heutigen Helden. Ironie-Modus aus.
Fazit: Werbetexter, lasst uns wieder auf den Boden der Realität ankommen. Aktuell werden Helden gebraucht, wenn es um die gerechte Verteilung von (knappen) Ressourcen und das friedliche Miteinander aller Menschen geht.