Vorwort der bma-Ausgabe 4/11 von Marcus Lacroix

Hallo Leute!

Gönn Dir was – das Leben ist kurz!

Ein Aufruf zum Konsum? Klar, dass so etwas vom Herausgeber eines Motorradmagazins kommen muss, das sich ausschließlich über Werbung finanziert! Oder steckt doch etwas anderes dahinter?!

Im Frühjahr fanden verschiedene Messen statt, Händler luden und laden zu Aktionstagen ein und allgemein wurde viel Benzin gequatscht. Ein Motorradhändler fragte mich, ob ich noch wüsste, was die Motorräder 1994 gekostet haben. Wie jetzt? 1994? Na ich denke mal so einiges weniger als jetzt. Schließlich wird überall über zu wenig Kohle und zu hohe Kosten geklagt. Der Händler hatte beim Aufräumen eine alte Suzuki-Preisliste gefunden und mir auch gleich rüber gefaxt. Dort begegnen einem dann nicht nur so unvergessene Teile, wie die VX 800 oder die GSX 1100 G, sondern man reibt sich auch verwundert die Augen.

Wisst Ihr noch, was Ihr 1994 für Eure Motorräder bezahlt habt? Und was Ihr monatlich verdient habt?

Also das Sportler-Flagschiff von Suzuki, die GSX-R 1100 W, kostete fette 19.950 DM! Das entspricht 10.200 Euro. Also gefühlsmäßig hätte ich die irgendwie spürbar günstiger eingestuft. 14.490 Euro kostet die GSX-R des Jahrgangs 2011 und leistungsmäßig liegen Welten zwischen den beiden Sportlern. Beim Blättern in meinen eigenen Unterlagen fand ich den Kaufvertrag meiner BMW R 1100 GS. Das Teil kam 1994 neu auf den Markt und ich hatte sie, noch bevor es die ersten Pressefotos gab, blind bestellt. Ich musste sie unbedingt haben, die Über-Reiseenduro. Exakt 20.106,99 deutsche Westmark habe ich damals dafür abgedrückt! Verrückt?

Die 1994er Suzuki-Preisliste weist für eine GSX 600 F einen Preis von 11.290 DM aus. Als 650er gibt es immer noch eine GSX F im Sortiment. Die kostet heute 7.640 Euro (=14.942 DM), also 32% mehr, hat aber Einspritzung, Kat und ABS, sowie ein spürbar besseres Fahrwerk. Die Optik lassen wir mal außen vor, die ist schließlich vom Zeitgeschmack abhängig – aber schaut Euch im bma-Archiv mal die rundgelutschte 94er GSX an. Mein Gehalt stieg im gleichen Zeitraum übrigens um 28%, wobei der „Aufstieg” vom Unteroffizier der Bundeswehr (1994) zum bma-Mitarbeiter nun sicherlich nicht unbedingt als Karrieresprung zu bezeichnen ist. Egal, der Spaß an der Arbeit war mir aber schon immer wichtiger, als die Kohle.

Noch schlimmer wurde es, als ich alte Computer-Rechnungen ausbuddelte. 1996 leistete ich mir einen neuen Rechnenknecht, der mit 4141 DM zu Buche schlug. Von der Leistung her schlägt mein Handy heute problemlos das damals tolle Gerät. Noch schlimmer war es 1999, da stand neben dem Rechner dann auch noch ein „riesieger” 17 Zoll Röhrenmonitor auf dem Lieferschein – zusammen 5582 DM!

Also warum tue ich mich heute so schwer, mir mal etwas Neues zu gönnen? Klar, eine Hypothek will bedient werden und Energiekosten sind gestiegen. Aber ich verreise nicht großartig, habe keine extravaganten Hobbys oder Gelüste. Motorräder und Computer begeistern mich noch immer.

Ich denke, es ist vor allem das Gefühl, Sicherheit besitzen zu müssen. Also wird gespart – man weiß ja nicht, was noch so kommt. Aber gibt mir das wirklich mehr Sicherheit, wenn ich ein paar Euronen mehr auf der hohen Kante liegen habe? Rational betrachtet nicht. Ich kann im Kriesenfall meinen Lebensstandard evtl. ein paar Monate länger aufrecht erhalten, aber wäre es nicht wichtiger, sich etwas zu gönnen, über das man sich im hier und jetzt freuen kann? Meine statistische Lebensmitte ist überschritten und wenn man ehrlich ist, merkt man wie die Einschläge näher kommen. Sei es im Verwandten- oder Bekanntenkreis. Krankheiten, Schicksalsschläge, Todesfälle – macht das Sparen für mehr Sicherheit da wirklich Sinn?

Dieser Tage kommt hoffentlich die bestellte Kawasaki W 800, denn meine herzallerliebste Setzerin möchte auch mal wieder eine Runde drehen. Und ich natürlich auch. Wir wünschen Euch eine tolle Saison 2011!