Vorwort der bma-Ausgabe 6/13 von Marcus Lacroix

Unfälle durch zu viel Hightech…
 

Vom ADAC gab es kürzlich eine nette Studie – da ging es zwar um Autos, aber die Parallelen sind unübersehbar. Der ADAC schreibt:

„Nur mal kurz den Bordcomputer gecheckt oder den tollen Radiosender gespeichert. Diese kleinen Ablenkungen durch die moderne Technik im Auto, die nur Sekunden dauern, können tödliche Folgen haben. Denn was kaum jemandem bewusst ist: Schaut man bei Tempo 130 nur vier Sekunden nicht auf die Straße, legt man in dieser Zeit eine Strecke von fast 145 Meter zurück.
Der ADAC hat jetzt mit Experten und Probanden getestet, wie stark die Technik im Auto die Fahrer ablenken kann. Die Versuchspersonen mussten eine Radiofrequenz suchen und den Sender speichern, außerdem im Bordcomputer den Durchschnittsverbrauch und die Restreichweite checken. Gemessen wurde, wie oft der Blick während des Bedienvorgangs von der Straße gewandt wurde sowie die Gesamtzeit aller Blickabwendungen.
Die schlimmste Ablenkung war für alle Probanden die Radiofrequenzsuche. Durch­schnittlich benötigten sie dafür elf Blicke, was in Summe eine Ablenkzeit von rund zwölf Sekunden bedeutet. Die Restreichweite im Bordcomputer zu checken, dauerte durchschnittlich 4,4 Sekunden und vier Blicke. Die längsten Einzelblicke betrugen dabei im Schnitt etwas über zwei Sekunden, was schon bei Tempo 50 eine Wegstrecke von knapp 30 Metern bedeutet – das entspricht etwa sechs geparkten Fahrzeugen. Bei 100 km/h sind es etwa 55 Meter und bei 130 km/h sind es sogar über 70 Meter, die man im Blindflug zurücklegt.
Als Fazit aus diesem Versuch und aus den Erkenntnissen der ADAC Unfallforschung, die genau solche Unaufmerksamkeiten als acht-häufigste Unfallursache identifiziert hat, rät der Club allen Autofahrern sich während der Fahrt nur auf den Verkehr zu konzentrieren und sich nicht von den vielen technischen Helfern ablenken zu lassen. Auch wenn es banal klingt: Beim Autofahren ist volle Konzentration gefragt. Niemand sollte die Gefahr für sich und andere Verkehrsteilnehmer durch Ablenkung und Unachtsamkeit unterschätzen – auch nicht bei geringem Tempo.“ (Quelle <hier>)

Nun spiele ich beim Motorradfahren für gewöhnlich nicht am Radio rum, aber als ich neulich mal die BMW K 1600 GT fahren konnte – das ist der 6-Zylinder Luxustourer, ein echt faszinierendes Gerät – fand ich mich selbst schnell in der Situation wieder. Das Teil hat mannigfaltige Einstell- und Infomöglichkeiten. Während ich gedankenverloren ins Mäusekino blickte und am Fahrwerksset­up rumspielte, kam die nächste Kurve erstaunlich schnell näher.
Ähnliches passierte mir auch schon beim Rumfingern am Navi und beim Telefonieren – dank Bluetooth und Helmsprechsets heutzutage ja nichts Ungewöhnliches mehr. Selbst der Bordcomputer an unserer 200er KTM hat durch unkoordiniertes Rumgedrücke meinerseits auf den beiden Knöpfen schon für unnötige Ablenkung gesorgt.
Ein Autoverkäufer erzählte mir kürzlich, das viele Fahrzeugkäufer sich gar nicht mit den Möglichkeiten beschäftigen, Bedienungsanleitungen nicht lesen. Die meisten steigen ein und fahren einfach. Dass die ganze tolle Ausstattung teuer bezahlt wurde, interessiert dabei nur am Rande.

Motorräder von heute sind wie moderne PKW mit einer zunehmenden Zahl an elektronischen Helfern und Einstellmöglichkeiten versehen.
Mal ganz ehrlich: Nutzt ihr tatsächlich die unterschiedlichen Modi von Einspritzung und Fahrwerk (Regen, Straße, Sport…)? Oder fahrt ihr doch eher immer im selben Modus? Nutzt ihr die Infos des Bordcomputers (Verbrauchsanzeigen, Reisezeiten, Laptimer, Tripmaster…). Warum habt ihr die Technik angeschafft? Ging es mehr nach dem Motto „Wenn schon, denn schon“ oder habt ihr euch vorher informiert? Könnt ihr die Technik tatsächlich bedienen oder fährt sie nur so mit?
Wie sind eure Erfahrungen auf dem Motorrad? Schreibt uns per Post oder mail oder kommentiert diesen Artikel einfach online auf unserer Website oder Facebook.
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