1 Helm oeffnenNimmt man an der Unfallstelle den Motorrad-Helm ab ober nicht? Und wenn ja, wie geht man am besten vor? Sandra hat mal nachgefragt …

aus Kradblatt 4/16
von Sandra / penta-media.de

Erste Hilfe – Helm abnehmen nach einem Unfall

1 Helm oeffnenEigentlich sollte jeder von uns dieses Training jährlich auffrischen oder alle zwei Jahre komplett über ein Wochenende wiederholen. Dazu ist jeder der ein Kraftfahrzeug führt gesetzlich verpflichtet, sofern er einen LKW oder einen Bus lenkt oder Personen befördert. Allen anderen, die mit PKW oder Motorrad unterwegs sind, wird es zumindest wärmstens empfohlen. Aber Hand aufs Herz. Wann hast du deinen letzten „Erste Hilfe Kursus“ gemacht?

Ein intensives Gespräch über dieses Thema mit meinem Freund Michio, einem praktizierenden Notarzt, führte schnell zu der Erkenntnis, dass Motorradfahrer besonders zu behandelnde Unfallopfer sind, denn bei ihnen stellt sich zu allen Schwierigkeiten die zusätzliche Frage: „Helm ab oder nicht?“.
Dazu gibt es immer wieder die unterschiedlichsten Informationen, sogar in den „Erste Hilfe Kursen“ speziell für Motorradfahrer.

2 Kopf stuetzenDie Statistik sagt aus, dass jeder 10. verunfallte Motorradfahrer Verletzungen an der Halswirbelsäule hat, die durch unsachgemäßes Helfen verschlimmert werden können. Trotzdem ist es wichtig beherzt zu helfen, bis der Notarzt die Versorgung des Unfallopfers übernimmt.

Jeder Bürger ist zur Leistung „Erster Hilfe“ verpflichtet. Nicht zu helfen kann sogar strafrechtlich verfolgt werden. Angst etwas falsch zu machen ist dabei fehl am Platz. In der Abwägung der Risiken ist es immer besser ggf. auch etwas nicht ganz korrekt zu machen, als jemanden aus Angst vor Fehlern und daraus folgender Untätigkeit sterben zu lassen.

Aus der täglichen Praxis eines Notarztes gab mir Dr. Michio K. die folgenden Regeln mit auf den Weg, an die man immer denken sollte, wenn man einen verunglückten Motorradfahrer gefunden, die Unfallstelle abgesichert und die 112 angerufen hat.

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3 Helm spreizen zum leichteren Abnehmen•   Öffnet zuerst das Visier. Das Opfer braucht Luft.

•   Ist der Verunglückte ansprechbar, kommuniziert mit ihm und haltet ihn ruhig bis der Rettungswagen eintrifft. Das Opfer steht meist so unter Schock und Adrenalin, dass es seine eigenen Verletzungen oft nicht spürt.

•   Blutungen sollten so gut es geht gestillt und verbunden werden.

•   Ist der Motorradfahrer nicht ansprechbar aber atmet selbstständig, bleibt der Helm auf dem Kopf. Wegen eventueller Wirbelsäulenverletzungen wird das Opfer nicht bewegt. Bis der Rettungswagen eintrifft, muss die Atmung permanent überwacht werden.

•   Sind noch andere Opfer zu versorgen, muss der Verletzte ggf. doch bewegt werden, und zwar in die stabile Seitenlage.

•   Erst wenn der Verunglückte nicht mehr atmet, muss der Helm rasch abgenommen werden, um eine Mund zu Mund Beatmung vornehmen zu können.
4 Helm nach hinten wegziehen

•   Schaut euch den Helm dafür genau an, um die Technik zum Öffnen zu durchblicken. Oft sind Hinweise dazu am Helm angebracht. Leider werden diese von deren Besitzern aus optischen Gründen manchmal entfernt.

•   Zunächst ist der Kinnriemen zu öffnen und ggf. die Brille zu entfernen.

•   Sofern vorhanden, nehmt den Helm immer zusammen mit einem zweiten Helfer ab, dessen Aufgabe es ist, oberhalb des Kopfes kniend, den Helm so sanft und vorsichtig wie nur möglich abzuziehen, während ihr den Kopf und die Halswirbelsäule stabilisiert. Die Helmschale darf dafür gerne kräftig auseinander gezogen werden.

•   Fehlt zur Atmung auch noch der Puls, beginnt sofort mit der Herz-Druck-Massage abwechselnd zur Beatmung. Dazu 30x drücken und dann 2x beatmen. Das kann ziemlich anstrengend werden, denn es gilt durchzuhalten, bis der Notarzt ablösen kann.

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Hier mache ich einen Schnitt, denn mit dem Wissen über „Erste Hilfe“ könnte man mehr als das gesamte Heft füllen. Auch wenn ihr vielleicht noch im Hinterkopf habt, wie „Erste Hilfe“ zu leisten ist, werdet ihr euch wundern, wie ratlos man vor einem Unfallopfer stehen kann, weil die Routine für diese Situation fehlt. Dabei verstreicht wertvolle und ggf. über Leben und Tod entscheidende Zeit. Das Unfallopfer kann irgendein Verkehrsteilnehmer sein, aber vielleicht auch der beste Freund, mit dem du immer deine Touren fährst.

Gebt euch einfach einen Ruck und meldet euch am besten zusammen mit den Freunden zum nächsten Kursus an, mit denen ihr meistens zusammen fahrt. Die Lehrgänge werden vom Roten Kreuz, DLRG, KBA und vielen anderen Institutionen regelmäßig angeboten und kosten wirklich nicht die Welt.
Ich wünsche euch eine unfallfreie Saison und dass ihr die bei eurem Kursw erworbenen Fähigkeiten nie anwenden müsst.