aus bma 02/07

von Jens Möller

Unteranzügen kommen beim Motorrad fahren gleich mehrere Funktionen zu. Zum einen erhöhen sie das Wohlbefinden des Kradlers, indem sie Körperfeuchtigkeit nach außen, weg vom Körper, transportieren. Wer schon mal in Lederpelle und Baumwoll-T-Shirt bei 35 Grad im Schatten an einer roten Ampel gestanden hat, freut sich über alles, was den Schweiß schnell weg von der Haut bringt.

Über die Oberfläche der Funktionswäsche kann der Schweiß viel besser verdunsten und bleibt nicht in der Motorradkombi kleben. Hat auch sein Gutes, denn die Kombi kann man schlecht bei 60 Grad in das Buntwaschprogramm der Waschmaschine stecken. Ferner dient ein Unteranzug besonders bei Lederbekleidung als zusätzliche Verschiebeschicht. Bei einem Sturz bleibt das Leder nicht auf der haut kleben, sondern kann auf dem Unteranzug gleiten. So werden wirkungsvoll Verbrennungen verhindert. Um herauszufinden, wie gut die Unteranzüge wirklich funktionieren, haben wir uns für diesen Test drei Exemplare herausgepickt und ver- glichen. Besonders Trageverhalten und Wasserverdunstung stehen hier an erster Stelle, da diese beiden Faktoren maßgeblich das Wohlfühlen beeinflussen.

Die drei Unteranzüge aus synthetischem Material, Polypropylen bei Rukka und Polyester bei iXS und Craft, sollen die Haut trocken halten und bequem sitzen. Zudem werben iXS und Rukka damit, daß die Anzüge gegen Geruchsbildung ausgestattet sind. Rukka bezeichnet das als „sanitized”, während iXS auf Silberfadengewebe (Trevira 350) vetraut.
Diese Austattungsmerkmale flossen aber bewußt nicht in die Bewertung mit ein, da es sich trotz dieser Eigenschaft empfiehlt, die Unteranzüge nach dem Tragen zu waschen. Ein Urlaubs-Dauertest über zwei Wochen mit dem Kreon von iXS machte eine Wäsche spätestens nach zwei Tagen unumgänglich. Wer engagiert kradelt und das im Sommer, der schwitzt nun einmal, und die Geruchsbildung können auch die Unteranzüge auf Dauer nicht verhindern.

Neben dem Tragekomfort, der von der Dehnfähigkeit des Materials, eng aber nicht einengend, abhängig ist, wurden die Unteranzüge zur Prüfung des Trocknungsverhaltens naß in die Waschmaschine gepackt und angeschleudert, bis sie sich noch feucht anfühlten, damit also der verschwitzte Zustand simuliert. Deutlich wurde dadurch, daß jeder Anzug Wasser aufnimmt, auch wenn einige Hersteller Gegenteiliges behaupten. So hatte jeder Unteranzug vor der Trocknungsphase ca. 150 – 160 Gramm Wasser in sich gespeichert. Der Trocknungsprozeß wurde folgend im halbstündigen Rhythmus kontrolliert und in das obige Diagramm übertragen.

Craft Pro Underall

Größen: S-XL
Preis: 39,95 Euro
Material: Polyester
Einsatz: Sommer

 

Fazit: Dünner und dehnbarer Stoff mit gutem, aber nicht perfektem Sitz und schneller Trocknung. Isolierung reicht für Sommertage ab etwa 20 Grad Außentemperatur.

 

Bewertung: Empfehlenswert.

iXS Kreon

Größen: XS – 2XL
Preis: 85 Euro
Material: Dacron Polyester, Trevira 350
Einsatz: Sommer/Übergangszeit

 

Fazit: Schwerer und dicker Stoff im Vergleich mit bequemem Sitz, der allerdings am längsten zur Trocknung braucht. Isolierung reicht auch für kühlere Tage mit Temperaturen um 15 Grad.

 

Bewertung: Empfehlenswert.

Rukka RVP Technica

Größen: XS-XXL
Preis: 39,95 Euro
Material: Polypropylen
Einsatz: Sommer

 

Fazit: Dünner und sehr dehnbarer Stoff mit hervorragendem Sitz und schneller Trocknung. Isolierung reicht für Sommertage ab etwa 20 Grad Außentemperatur.

 

Bewertung: Sehr Empfehlenswert.

 

Trocknungskurve

Deutlich zu sehen ist das höhere Gewicht des Unteranzugs von iXS. Dieser nimmt auch etwas mehr Wasser auf als die Exemplare von Craft und Rukka,
folglich dauert der Trocknungsprozeß auch am längsten.

Die Trocknung selbst verläuft bei allen Unteranzügen im Vergleich sehr gleichmäßig, wobei der Rukka-Unteranzug, bedingt durch die geringste Wasseraufnahme,
auch am schnellsten wieder trocken ist.

Die Trocknungszeit bezieht sich auf feuchte Anzüge, die bei Raumtemperatur aufgehängt wurden. Bei sommerlichen Temperaturen verkürzt sich die Zeit natürlich.