aus bma 9/09

von Sabine Welte

Yamaha XVS 650 BeachstarErst ein Jahr ist es her, da stand der Handelskaufmann eines bekannten Sport-Ski-Herstellers mit dem Umbau einer Yamaha XVS 650 ganz oben auf dem Treppchen beim Custombike-Wettbewerb des Huber-Verlags in Mannheim. Heuer erklomm er zumindest den zweiten Platz im begehrten Reigen Deutschlands bester Custombiker auf privater Basis. Mario freut sich einfach unbändig: „Phantastisch, zweimal teilgenommen, zwei Pokale gewonnen.“ Damals war es ein Newstyle-Cruiser, den er zu Ehren und Geburt seiner kleinen Tochter Joline „Incredible“ nannte. Dass er das diesjährige Bike in einem völlig anderen Stil erbaute, überraschte die Fangemeinde positiv. Nur bei der Basis seiner Umbauten macht der gelernte Kfz-Mechaniker nach wie vor keine Kompromisse. Alle seine Bikes schraubt er auf der Grundlage der kleinen Drag Star und ist immer noch voll überzeugt von seiner Wahl. Der Erfolg gibt ihm Recht. Mittlerweile sind gebrauchte Drag Stars allerdings in Deutschland gar nicht mehr so leicht zu bekommen, haben auch andere inzwischen entdeckt, dass das Original für eine preiswerte und phantasiereiche Schrauberei bestens taugt. Nahezu jede Stilrichtung lässt sich damit einschlagen und entwickeln. „Früher haben sie dir die Dinger nachgeworfen, heute musst du für eine zehn Jahre alte XVS schon Minimum 3.500 Euro löhnen“, erklärt Mario – allerdings „immer noch ein Witz gegenüber teuren Harley-Klonen oder dergleichen.“ Und auch darüber hinaus baute der Lippstädter seine „Beachstar“ mit schmalem Budget.

 

Yamaha XVS 650 BeachstarAls teuerste Teile dürfen die speziell angefertigten und pulverbeschichteten Räder aus dem Hausse TTS gelten, die Mario in die geänderte Schwinge einpasste. Satte 23 Zoll geben vorne wie hinten den Ton samt der stilvollen Speichen an. „Eigentlich sollte es sogar noch trackiger werden, die Räder höher als der Rest vom Motorrad herausstehen. Aber das ging dann doch nicht mit dem mono-gefederten Rahmen zusammen.“ Deshalb lässt sich nun aber auch die Maschine gelenkig um die Kurven zirkeln, wobei Mario lässig auf dem schmalen Sattel von Brooks thront: „Eigentlich habe ich den kompletten Umbau auf diese Form des Sitz-Details ausgerichtet. Alles sollte wie aus einem Guss wirken, nahezu, als wenn es genau so ein Krad immer schon gegeben hätte.“ Den Metalltank baute er selbst, gebogen, lang gezogen und mit nur wenig Inhalt, um die Form zu bewahren. Gerade mal viereinhalb Liter fasst das auffällige Gefäß. Durch die Änderung gibt es auch keine Möglichkeit zur Reserve mehr. „Also musste ich für den Notfall eine Sigg-Trinkflasche montieren. Die fasst dann knapp eineinhalb Liter, scherzt“, Mario. Stilgerecht ziehen sich auch die hinteren Abdeckungen um den Motor und den Antrieb, lassen nur den Blick frei auf wesentliche Komponenten. Auch die Auspuffanlage ist komplett selbst gefertigt und soll stilistisch an alte Jagdbomber erinnern. Die nach dem deutschen TÜV zulassungsfähig relevanten Teile wie die LED- Blinker oder der Frontscheinwerfer fallen optisch nicht ins Gewicht, sind entweder minimalistisch in ihrer Ausführung oder seitlich ins Rahmenlayout integriert. Der Lenker kommt aus dem Zubehör, nur verleiht Mario ihm durch das umgedrehte Anbringen ein ganz anderes Aussehen. „Die entsprechende ABE gilt in jeder Lebenslage“, verrät der Hobbyschrauber grinsend.

Yamaha XVS 650 BeachstarOhne Unsummen zu verschlingen, aber mit viel Fantasie und Geschick stellte Mario so ein einzigartiges Bike auf die außergewöhnlichen Räder, das nicht umsonst auch noch eine Startnummer, die 06 trägt. Denn dann überrascht uns Mario noch mit einer Rennverkleidung in Halbschalen-Optik für das fesche Krad, die er kurzerhand über den Vorderbau stülpt und dem Krad damit auf Anhieb ein komplett anderes Ansehen verleiht. Vom Boardtracker zum Ol‘ Skool Racing Bike.
Nach dem erneuten Erfolg mit dem Bike meint Mario zu seinem Werk: „Ich glaube, einer, der in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts gelebt hat, hätte sich so ein Bike gewünscht.“ Solch ein Wunsch lässt sich aber auch locker in die Jetztzeit übertragen, da wären sicherlich einige Leute sofort dran interessiert.
Die „Beach Star” von Mario Baer, Lippstadt, – steht für 19.000 Euro zum Verkauf.

Yamaha XVS 650 BeachstarBuilder/Owner: Mario Baer, Geschwister-Scholl-Str. 5, D-59558 Lippstadt, Cell: +49(0)160-8971664

Info of the special rims: TTS Motorcycles Handels GmbH, Gartenkamp 8a, D-49492 Westerkappeln, Fon: +49(0)5404-6394, website: www.wheelspoint.de

Modell/Engine: 1998er Yamaha XVS 650 Drag Star, 65 PS/7.700 U/min, 60 Nm/4.400/min, 649 ccm, exhaust one-off

Tyres/rims: TTS, build especially for this bike, powder-coated; fitted to the then modified swingarm, board-track-styled; front end and rear end: 3,5 x 23″, 130/60-23,  brakes: front disc, rear drums
Metrie: Weight without liquids: 240 kg, wheel-base 1.640 mm

Bodywork: Metal-fuel-tank, contents only 4,5 litres; added the volume by Sigg alu-bottle with 1,5 litres under the frame;  handle-bar LSL, head-light bicycle-style, seat: bicycle-saddle with „Iron Cross“ by Brooks, indicators: mini-LED, number-plate one-off, stars at mud-guards like old school board trackers. Sometimes ridden with fairing, dull-black-painted, with orange stars